Mainz und Wiesbaden

"Die Mainzer können die Wiesbadener nicht leiden, weil sie einen Teil des Mainzer Stadtgebietes eingesackt haben. Mainz war schon von den Römern kultiviert, als auf der anderen Seite noch Germanen rumgelungert haben. Jetzt ist Mainz ne nette Unistadt und Wiesbaden ein Spießerkaff voller Beamter und Versicherungsunternehmen. Die haben sowieso nur einen Karnevalsumzug weil die Mainzer auch einen haben ..."

Blog-Kommentar, coolfisch 15.2.2010

"Das sind von Mainzer Seite größtenteils Komplexe. Apropos Spießer: wer sich über AKK und so einen Kram aufregt, obwohl schon alles längst vorbei, wer ist da ein Spießer ... Aber eins stimmt schon, die Wi'ler brauchen länger um mit jemandem warm zu werden, is ja auch kein Wunder, bei den Nachbarn. "

Blog-Kommentar, Tuffy 16.8.2010

Die Entfernung zwischen den Zentren der beiden Landeshauptstädte Mainz und Wiesbaden rechts und links des Rheines beträgt nur etwa 10 Kilometer. Beste Voraussetzungen also für eine innige Verfreundung.

Die historische Entwicklung der Städte ist allerdings sehr unterschiedlich. Mainz wurde von den Römern gegründet und hatte zur römischen Zeit und im Mittelalter eine zentrale Stellung. Der Mainzer Erzbischof war einer der sieben Kurfürsten. Zusammen mit seinem Kölner Kollegen hatte er eine führende Rolle bei Wahl und Krönung des deutschen Kaisers.

Wiesbaden dagegen wurde zwar schon im 9. Jahrhundert gegründet, erlangte aber erst ab dem 18. Jahrhundert eine nennenswerte Bedeutung als Residenzstadt des Herzogtums Nassau. Im 19. Jahrhundert erlebte die Stadt einen großen Aufschwung als Weltkulturbad und Kongressstadt. Wiesbaden galt als "Nizza des Nordens" und Stadt mit den meisten Millionären. Zahlreiche europäische Fürsten, Unternehmer und Künstler verbrachten ihren Sommer in der Stadt.

Im Zweiten Weltkrieg wurde das strategisch wichtige Mainz stark zerstört, Wiesbaden dagegen überstand den Krieg beinahe unbeschadet.

Kurhaus Wiesbaden

Kurhaus in Wiesbaden. Foto: Sozi

Mainz ist geprägt von seiner großen Universität und zahlreichen industriellen Betrieben. Zudem wird es von seinem Dom und zahlreichen katholischen Kirchen beherrscht und ist eine Hochburg der Fastnacht. Wiesbaden gilt dagegen eher als Kur- und Beamtenstadt mit zahlreichen Behörden und einer Verwaltungshochschule. Das Stadtbild wird von klassizistischen Gebäuden dominiert.

Beide Städte sind eng mit dem Weinbau verbunden. Wiesbaden liegt am Rande des elitären Rheingaus. Mainz ist das Zentrum des Rheinhessischen Weingebietes, das immer noch eher für billige Massenweine bekannt ist.

Der AKK-Konflikt

Ein besonderer Zankapfel zwischen Mainz und Wiesbaden ist der AKK-Konflikt. AKK steht dabei für die rechtsrheinischen Orte Amönenburg, Kostheim und Kastel, die bis 1945 zu Mainz gehörten. Durch die Einteilung der Besatzungszonen fielen sie 1945 an Wiesbaden. Bis heute spielen sie dort jedoch eine Sonderrolle und verfügen beispielsweise über einen eigenen getrennten Etat.

Zahlreiche Mainzer Initiativen und Vereine kämpfen seit Jahrzehnten gegen diesen "Missstand". Kaum eine Fastnachtssitzung in Mainz vergeht ohne eine Anspielung auf diesen "unerhörten Skandal".

Bis 1989 wurde dabei gerne der Vergleich mit Berlin bemüht: "Mer hat's mit Meenz genau gemacht wie mit der Stadt Berlin. Man hat's zerstört, hat's zweigeteilt", heißt es beispielsweise in einem bekannten Fastnachtslied aus dem Jahr 1952. Unter dem Motto "Die amputierte Stadt" kämpft der Verein AKK Mainz für eine "Wiedervereinigung". Von Wiesbadener Seite wird dieses Ansinnen als lächerlich und unsinnig angesehen. Zunehmend werden hier sogar die bestehenden Sonderrechte der drei Stadtteile infrage gestellt.


Frankfurt und Offenbach
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